Mittwoch, 1. Mai 2019

Keine leichte Erkenntnis - 1. Mai 2019



Keine leichte Erkenntnis - und schon gar keine angenehme! - ist, dass ich wohl selbst zu schreiben haben werde, was ich (in genauer Beobachtung von Literatur, intellektueller und journalistischer Landschaft) immer vergeblicher suche.

Dazu zählt auch, Erinnerungen, die sonst verloren gingen (da sie nicht von anderen Menschen geteilt werden oder da diese für andere Menschen ohne Belang sind) so festzuhalten, dass deren reale und / oder symbolische Bedeutung intersubjektiv erfahrbar wird.

Es geht mir vielleicht wie einem Kunstkenner, der das, was er von Kunst erwartet und in der Kunst sucht, auf dem aktuellen Markt und in der aktuellen Szene nicht zu finden vermag und darob unglücklich wird.

All dies ist keine leichte und ist keine angenehme Erkenntnis, denn ich möchte mich - nach all dem, was war - eigentlich nicht exponieren. Auf der anderen Seite gibt es etwas, das mir sagt: Genau dies aber muss geschehen, um einer anderen Wahrheit recht zu geben und sie in Existenz und Sichtbarkeit zu rücken.

Es gilt, Position zu beziehen und es gilt, damit wieder in die Kampfzonen zu begeben: Mein Buchtitel "Öffentlichkeit und Charakter" ist schon damals keine leere Anspielung auf Weininger gewesen, sondern benannte und benennt nicht zuletzt meine eigene Position der menschlichen und intellektuellen Zivilcourage im Reich der Jüngel, Klüngel und Hasenfüße.


Geschrieben am 1. Mai, den ich - im Unterschied zu 
christlichen und zu Konsumentenfeiertagen - 
ausdrücklich genieße und der mich 
an meine Verpflichtungen als Intellektueller erinnert.