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Mittwoch, 1. Mai 2019

Keine leichte Erkenntnis - 1. Mai 2019



Keine leichte Erkenntnis - und schon gar keine angenehme! - ist, dass ich wohl selbst zu schreiben haben werde, was ich (in genauer Beobachtung von Literatur, intellektueller und journalistischer Landschaft) immer vergeblicher suche.

Dazu zählt auch, Erinnerungen, die sonst verloren gingen (da sie nicht von anderen Menschen geteilt werden oder da diese für andere Menschen ohne Belang sind) so festzuhalten, dass deren reale und / oder symbolische Bedeutung intersubjektiv erfahrbar wird.

Es geht mir vielleicht wie einem Kunstkenner, der das, was er von Kunst erwartet und in der Kunst sucht, auf dem aktuellen Markt und in der aktuellen Szene nicht zu finden vermag und darob unglücklich wird.

All dies ist keine leichte und ist keine angenehme Erkenntnis, denn ich möchte mich - nach all dem, was war - eigentlich nicht exponieren. Auf der anderen Seite gibt es etwas, das mir sagt: Genau dies aber muss geschehen, um einer anderen Wahrheit recht zu geben und sie in Existenz und Sichtbarkeit zu rücken.

Es gilt, Position zu beziehen und es gilt, damit wieder in die Kampfzonen zu begeben: Mein Buchtitel "Öffentlichkeit und Charakter" ist schon damals keine leere Anspielung auf Weininger gewesen, sondern benannte und benennt nicht zuletzt meine eigene Position der menschlichen und intellektuellen Zivilcourage im Reich der Jüngel, Klüngel und Hasenfüße.


Geschrieben am 1. Mai, den ich - im Unterschied zu 
christlichen und zu Konsumentenfeiertagen - 
ausdrücklich genieße und der mich 
an meine Verpflichtungen als Intellektueller erinnert. 

Freitag, 23. November 2018

up | wetland | landscape




up | wetland | landscape | Chris Zintzen | panAm productions

up | wetland | landscape 


Grow where you can't get away.


Imprese des Alfonso Piccolomini, Prag 1601-1603





||| Geoloc:
Nationalpark Donau-Auen
Donau, Großenzersdorfer Arm


Aufnahme 17.11.2018






Mittwoch, 21. November 2018

quiet | wetland | landscape


quiet | wetland | landscape | Chris zintzen | panAm productions


quiet | wetland | landscape 


Und ja: Das Gras ist grüner auf dieser Seite des Zaunes.




||| Geoloc:
Nationalpark Donau-Auen
Donau, Großenzersdorfer Arm


Aufnahme 17.11.2018

Dienstag, 20. November 2018

there | wetland | landscape


there | wetland | landscape | Chris Zintzen | panAm productions



there | wetland | landscape


Es tut not, das bestimmte Motiv für eine Weile zu sistieren. Wieder lernen, den Gesamtaspekt eines Szenarios wahrzunehmen statt ständig dem besonderen visuellen Ereignis nachzujagen.

Der Reiher, den ich mit der Kamera öfter verfehle als ich ihn zu fassen vermag, lehrt mich, dass ich noch nicht bereit bin für ihn und dass ich nach neuen Mitteln suchen und dass ich mein Instrumentarium erweitern und dass ich meine Technik schulen muss.

Tiefenschärfe tritt dort zutage, wo die Kontraste verringert werden:
Blende, Öffnung, Zeit.

(This applies also to everyday life.)


||| Geoloc:
Nationalpark Donau-Auen
Donau, Großenzersdorfer Arm

Aufnahme 17.11.2018

Montag, 12. November 2018

satori

satori | Chris Zintzen | panAm productions


satori or: the decisive moment


The concept of satori may equal the photographic "decisive moment" (Henri Cartier-Bresson). It is the moment, when fulfillment and emptiness coincide, the absolute "Now", the moment of absolute devotion.

It is written and said, that the experience of satori had somehow "mystical" features. Personally, I can't see anything "mystical" here. No "elevation", no "blessing", no religious "rapture".

For me, satori is the very Now of focus, and the very liberation from thought and the very liberation from doubt and the very liberation from - words.

Geoloc:
Nationalpark Donau-Auen
Haslau

Aufnahme 10.11.2018


Donnerstag, 25. Oktober 2018

⦾ Storage Stories ⦾ WienFilm, intransitiv

⦾ Storage Stories ⦾ Chris Zintzen | panAm productions

Für JE

5 Beethoven-Statuetten, 4 Rettungsringe, 1 Bullauge, 1 Gondoliere, 1 Blechfisch, 1 Globus: "Was gehört nicht dazu?" ("Wgnd")


✩✩✩✩✩

Ordnungen und Ordnungssysteme beschäftigen mich seit jeher und genau so lange entwerfe ich Landkarten und Kosmologien.

Aus dem Beobachten und Erstellen von Ordnungen - paradigmatische, syntagmatische, biologische, topographische, archäologische, chronologische, mythologische - entspringen ohne mein Zutun eine Vielzahl von Geschichten: Ich bin dabei nur Zuschauer und die Geschichte erzählt sich im Moment des Augenscheins.

Das Besondere an diesen Geschichten ist: Sie sind intransitiv. Sie haben keinen Anfang und kein Ende, belästigen nicht mit unwahrscheinlichen Happy-Ends oder inakzeptabler Tragik und ersparen die Zustimmung zu einer Pointe.

Ich steige in diese Geschichten ein wie in eine Straßenbahn, fahre einige Stationen, springe ab und überlasse sie wieder sich selbst. Diese Geschichten haben keinen Sinn und sie haben keine Moral und sie haben schon gar keine Botschaft. Sie sind. Im Verlauf. Kommen zu keinem Ende.

No plots, please.

Aufnahmen 23.10.2018

Dienstag, 31. Juli 2018

Hitlers Bienentränke: Der Donau-Oder-Kanal

Im Sehen Denken lernen



Chris Zintzen | panAm productions

Im Sehen Denken lernen


Das versumpfte und unter Naturschutz stehende Biotop von Abschnitt II des Donau-Oder- bzw. einstigen Adolf-Hitler-Kanals vereint zwei kulturtopologisch bedeutsame Motive:

1. Die Renaturierung von Topografien der Gewalt

  • Motivkomponente a: Mohn auf dem Soldatengrab (⇨ Besuch am Mohn | Papaver rhoeas)
  • Motivkomponente b: Überwucherung von ehemaligen Schlachtfeldern (mehr als 50.000 Tote bei der Schlacht von Aspern)
  • Motivkomponente c: Gras über eine Sache wachsen lassen

2. Die Renaturierung von einstigen Arealen avancierter zivilisatorisch-technischer Kultur

  • Motivkomponente a: Ruine
  • Motivkomponente b: Urbex
  • Motivkomponente c: Schicksal des Artemis-Tempels in Selcuk/Ephesos.

✩✩✩✩✩

Für mich von besonderem Interesse ist an diesem Ort das Motiv der Biene, die ausnahmsweise nicht im Kontext von Fruchtbarkeit (Diana, Ephesos) steht oder im üblichen Zusammenhang mit Blumen und Blüten erscheint.

Vielmehr begegnet sie uns an diesem ebenso realen wie hoch symbolischen Ort in jener Gestalt, die Ovid in seinen "Metamorphosen" anführt, nämlich als Wesen, das aus der Verwesung anderen Lebens entsteht (Bugonie).

Die Überlieferungslinien von Naturbeobachtung (Bienen, speziell aber Wespen auf Fleisch) und Sprachetymologie ("Apis", der heilige Stier | "apis", die Biene) kreuzen und überlagern einander in solchen Denk-Szenarien.

✩✩✩✩✩

Ich denke, wir lernen an dieser Stelle etwas über die Strukturen von kulturierter Wahrnehmung ebenso wie über die Musterbildung im affektiven Denken: Es gilt, Abschied zu nehmen von der Ablenkung und Abschied zu nehmen von der Fiktion.


✩✩✩✩✩

||| Geoloc
Nationalpark Donau-Auen
Aufnahme: 28.07.2018
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Dienstag, 15. Mai 2018

Pure beauty : Stehende Welle




By Phrood, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17186517

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Donnerstag, 10. Mai 2018

fotografie analog | Randzonen, Randszenen aus Tintorettos "Susanna im Bade", KHM Wien


© Chris Zintzen. All Rights reserved


Tintorettos "Susanna im Bade" (um 1555/1556), fotografiert im Kunsthistorischen Museum Wien im Rahmen meines Projekts "Bildnerische Arbeit über museale Räume und Objekte in Wien" am 13. Januar 2003. Dies belegen die mit dem Kunsthistorischen Museum und dem ihm angeschlossenen Ephesos-Museum, später auch mit dem Naturhistorischen Museum und dem Josephinum abgeschlossenen "Verträge über Foto- Film- und Videoaufnahmen", die mir jeweils zweistündige Fotografiergenehmigungen an Schließtagen (unter Aufsicht durch das Personal) gewährten. 

Die analoge Fotografie (Kleinbild, Olympus OM2 Baujahr 1972, leicht ramponiert) brachte -  bei Belichtungszeiten von bis zu vier Sekunden - wenig repräsentative oder dekorative Bilder hervor. Allerdings: Die Kamera ist für mich kein Abbildungsinstrument. Die Kamera ist mir Sehhilfe, Forschungsinstrument und Notizapparat für Details, die mich interessieren und für Situationen, die ich gegenwärtig halten möchte.

Mit der - speziell bei Naturlicht - tiefenscharfen Analogkamera kommt man der Physikalität der Gemälde näher, ihrer Machart und Gemachtheit (Poietik), ihrer Materialästhetik und ihrer physischen Befindlichkeit im (Ausstellungs-)Raum.

So etwa bringt die radikale Untersicht auf das historische Ölgemälde die Stratigraphie der Lasuren ans Licht, akzentuiert die charakteristische Gilbung, verweist auf die Abfolge der Motivsetzung (Birken!).

© Chris Zintzen. All Rights reserved
Natursymbolik: Enten (Treue), Birken (Jugend?), Elster (Diebstahl, Verrat, Fama)

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Die biblische Erzählung der "Susanna im Bade" als Inbild einer Frau, über die (von Männern) verfügt und gerichtet wird, die den äußeren Grenzverletzungen lediglich ihr Ethos, ihre Prinzipien, ihre Treue und ihre Standhaftigkeit entgegenzusetzen vermag und die dessen ungeachtet weiterhin Objekt von Begierden und Projektionen bleibt, erfährt in Tintorettos Gemälde eine ebenso hinterlistige wie ambivalente Entfaltung.

Die Dramaturgie von Objekt- und Natursymbolik fordert und fördert den Blick auf Einzelheiten, deren Detailstudium die Wahrnehmung des Gemäldes in einen fortschreitenden Erkundungsprozess verwandelt und damit in eine faszinierende Reise.

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© Chris Zintzen. All Rights reserved

Im Zuge einer solchen Wahrnehmungsreise durch den Kosmos eines Gemäldes, seines anekdotischen (Fabel, Szene, Anekdote, Mythologie) Raumes und seiner vielfältigen Aspekte des Gemachtseins | Poietik (Komposition, Technik, Textur) erlebe ich ein solches Werk als Welt, deren Grenzen und Limina ich durch die Dokumentation des Rahmens und durch die An- und Einspielung des umgebenden (Museums) Raums integriere.

So etwa faszinieren mich die oft bezugnehmenden Sonderrahmungen von Gemälden, die ihrerseits Interpretationsmarker liefern. Oder aber die Räumlichkeiten des Kunsthistorischen Museums, dessen historische Wandbespannungen uns ihrerseits ein Wahrnehmungsdispositiv spiegeln und die ihrerseits Fehlerhaftigkeiten, Staub, Patina als Niederschlag verrinnender Zeitläufte angenommen haben.

Wahrnehmung als Weltdeutung, Wahrnehmung als Reise und als ständiges Exerzitium des Differenzierens: In diesem Unterwegssein beheimate ich mich.

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© Chris Zintzen. All Rights reserved
Frauenbild: Köpfchen im Kindchenschema, zartes Händchen und proportionskorrekt kleines Füßchen.


||| Geoloc
Kunsthistorisches Museum
1010 Wien

Aufnahmen 2003 01 13

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