Der Social-Media-Wahn ermöglicht die schnelle, kostengünstige und effiziente Beurteilung des "Geistes" von Unternehmen und Institutionen.
Die Ein- und Auslassungen von Funktionären und Mitarbeitern auf Twitter, Facebook und Instagram geben in Thematik, Sprachregister, Gewandtheit und "Humor" wertvolle - und oft sehr abgründige - Aufschlüsse über den "Spirit of Company", über das Selbstverständnis der Institution und darüber, wie diese Körperschaften ihr Publikum einschätzen.
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(Nachdenklich stimmende Beispiele bleiben der Redaktion bekannt.)
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Im Drang, oben auf zu schwimmen und immer dabei zu sein, ist vielen Kanal-Befüllern der Unterschied zwischen "Agenda-Setting" und "Agenda Surfing" verloren gegangen: Wie die Canetti'sche Hetzmeute jagt sie fremdgesetzten Konzepten nach, in der Hoffnung, dadurch eigene Follower mit- und zur sogenannten "Conversion" hinzureißen.
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Sie sagen "Online stellen" und wissen gar nicht mehr, dass dies "veröffentlichen" heißt.
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Gut, dass Unternehmen und Institutionen meist vollkommen unerfahrene BAs für ihre publizistischen Agenden einsetzen.
Gut, dass in Unternehmen und Institutionen offensichtlich kein strukturierter Meta-Diskurs über das Thema "Öffentlichkeit" stattfindet.
Gut, dass sich die Marketing-Gesellschaft so offensichtlich selbst entstellt.
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Literatur: Thibault de Swarte, Alain Amintas, (2009) "From sociology of organizations to organizational psychoanalysis: a genealogical approach of a high tech company", International Journal of Organization Theory & Behavior, Vol. 12 Issue: 4, pp.618-647