Planung, also engineering, bedingt stets kulturelle Praxen, muss sich also gewärtigen, stets ein social engineering zu sein. Der Faktor Mensch ist allerdings nicht planbar. Kein Szenario ist perfekt. Im Unterschied zum Projekt hat der konkrete Bau den handfesten Nachteil, real zu sein. Als Gebautes - Konstrukt im eigentlichen Sinne - ist es naturgemäß wenig anpassungsfähig und kaum flexibel.
Die beste Planung wird immer die nicht abgeschlossene sein, die, die auf dem Konzeptpapier und dort mit einfachen Mitteln für neue Situationen adaptierbar bleibt. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die reale - also die realisierte - “ideale Stadt” stets etwas Totales und Totalitäres haben muss, denn sie muss per Ordnung, Verordnung und durch Hüter dieser Ordnung den rechten Gebrauch der geschaffenen Struktur gewährleisten. Das Ideal pflegt keine Ausreißer zu dulden und ist gnadenlos gegenüber Renegaten!
Als Musil'scher Möglichkeitsraum fungiert das Planspiel wie ein Traumfänger: Es agglutiniert Möglichkeiten und Varianten und mag sich in ein unermessliches Reich des Fakultativen erweitern. Hier wohnen die Wonnen der Alleinherrschaft des Planers, des Künstlers, des Träumers und des Phantasten. Das ewige Projekt wird zur Heimat und zum Zwischenstromland der Potenzialität: Alles bleibt möglich, alles bleibt in flimmernder Unentscheidbarkeit und mit jedem neuen Tag zieht die Chance zu reiner weiteren Perfektionierung herauf: Der unendliche Text als Quellgebiet des Lebens ist eine Utopie sui generis.
Dem steht aber das Leben gegenüber und die Tatsache, dass erst beruhigt werden kann, was entschieden ist, was konkretisiert worden ist und - wenn man so will - geboren worden ist. Wer schöpft und wer schafft, ist dann auch froh, wenn das Geisteskind "an die Welt entlassen" werden kann und dort sein Eigenleben beginnt.
Wir lernen, mit seinen (und unseren) Fehlern zu leben. Nur so können wir weiterziehen und uns anderen Dingen, neuen Erfahrungen zuwenden. - Dahingegen binden uns das ewige Projekt und bindet uns der unendliche Text an einen im Übermaß beackerten Boden und an die Fruchtlosigkeit zurück.
02.03.2020
Dem steht aber das Leben gegenüber und die Tatsache, dass erst beruhigt werden kann, was entschieden ist, was konkretisiert worden ist und - wenn man so will - geboren worden ist. Wer schöpft und wer schafft, ist dann auch froh, wenn das Geisteskind "an die Welt entlassen" werden kann und dort sein Eigenleben beginnt.
Wir lernen, mit seinen (und unseren) Fehlern zu leben. Nur so können wir weiterziehen und uns anderen Dingen, neuen Erfahrungen zuwenden. - Dahingegen binden uns das ewige Projekt und bindet uns der unendliche Text an einen im Übermaß beackerten Boden und an die Fruchtlosigkeit zurück.
02.03.2020