Er nennt sich "der Mentor". Auffallend ist seine Ausstattung: Rollerblades baumeln am Rucksack, Kletterseil, Badesandalen, Trinkflasche. Ein Staubsaugerrohr ragt oben heraus. Viele Karabiner. Es ist Winter.
Sogar in den Club darf er einen Teil seiner Paraphernalien mitnehmen. Es sei Monteur gewesen, nun aber nach einem Unfall arbeitslos. Es war eine Hochspannungsleitung. Am obersten Mastsegment sei eine Wartung fällig gewesen. Winter. Er wisse nicht mehr, warum er den Halt verloren habe. Schrie nach den Kollegen. Und stürzte. Stürzte mindestens hundert Meter tief. Wahrheit der subjektiven Wirklichkeit. Lügner ("menteur") ist der "Mentor"-Monteur keiner. Bei Sonnenaufgang führt er vor, wie sein Staubsaugerrohr flötengleich spielbar ist.
"Ich bin Jüdin", sagt die Frau, die täglich kurz vor acht Uhr ihren grauschwarz melierten Collie in den Augarten führt. Anstelle der üblichen Perücke ("Scheitel") trägt sie Kopftücher und originell geknotete Bandanas. Wie auch die Frau des koscheren Bäckers von Gegenüber Baseball-Képis trägt. Idealbesetzungen für die Rollen einer resoluten Bäuerin aus dem Allgäu und einer burschikosen Webdesignerin.
Mit lautem Protest reagiert der einstige Generalmajor der Kroatischen Armee, Slobodan Praljak, auf das Urteil des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) in Den Haag. Anklagepunkte sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie schwere Verstöße gegen die Genfer Konvention und gegen das Kriegsvölkerrecht. Der Richterspruch bekräftigt die vorherige Verurteilung zu 20 Jahren Haft. Noch im Gerichtssaal leert der 72jährige Angeklagte den Inhalt eines heimlich in der Tasche aufbewahrten Fläschchens und stirbt am 29. November 2017. Zweifellos waren dem Theaterregisseur und -Intendanten Praljak die NS-Suizide bekannt: Erwin Rommel (14.10.1944), Heinrich Himmler (23.5.1945) und Hermann Göring (15.10.1946) hatten sich Kaliumcyanids für ihre Selbstmorde bedient. Joseph Goebbels hatte am 1. Mai 1945 zunächst Frau und Kinder, schließlich sich selbst mit Zyankali getötet. Slobodan Praljak soll mittelbar für die Zerstörung der Stari Most, der ikonischen Brücke in Mostar, gewesen sein.
|||