Donnerstag, 4. Juni 2020
Im Morgengrauen (deer)
Als Bildmotiv ist "Rehwild" sowohl durch die Essig-und-Öl-Malerei als auch durch Heimattümelei in Guten Stuben weitgehend verdorben (siehe Ulrich Schlotmanns "Die Freuden der Jagd"). Wie überhaupt die Naturfotografie mit ihrer naiven Bezaubertheit durch das Naturschöne unter Generalverdacht ideologischer Affirmation gerät und sich darüber hinaus der technischen und ästhetische Kritik zu stellen hat, ihr fehle der künstlerische Mehrwert.
Indes will ich nichtsdestotrotz auf der für mein Leben und Denken unabdingbare Gegenweltlichkeit des Prozesses ihrer Aufnahme beharren. Es geht um den Moment und um den Vorgang, die Resultate sind sekundär. Sie dokumentieren nichts anderes als das Unterwegssein, das Freie, die Stille.
Aufnahme: 31.05.2020
Dienstag, 2. Juni 2020
Montag, 1. Juni 2020
No way
Die aktuellen Grenzschließungen erhalten erst im Routenplaner ihre volle Dimension. Festsitzen ist also abbildbar.
Montag, 9. März 2020
Coronavirus: Generalstab informiert
Wir können Ihnen leider unter den gegebenen Umständen die derzeit notwendige soziale Distanz zwischen den BesucherInnen nicht garantieren; und selbstverständlich möchten wir Sie keinesfalls dem Risiko einer möglichen Ansteckung aussetzen. Das Verteidigungsministerium hat für einen Teil der Streitkräfte eine erhöhte Führungsbereitschaft angeordnet; dies betrifft vorerst nur das Führungspersonal und soll dessen sofortige Verfügbarkeit sicherstellen. Darüber hinaus wird die konkrete Verfügbarkeit aller ABC-Kräfte, der Militärpolizei und des Sanitätspersonals festgestellt. Weiters wird der verfügbare Transportraum für Land- und für Lufttransporte abgefragt.
09.03.2020
Montag, 2. März 2020
Notizen zum Utopischen 5 | Das ewige Projekt und der unendliche Text
Planung, also engineering, bedingt stets kulturelle Praxen, muss sich also gewärtigen, stets ein social engineering zu sein. Der Faktor Mensch ist allerdings nicht planbar. Kein Szenario ist perfekt. Im Unterschied zum Projekt hat der konkrete Bau den handfesten Nachteil, real zu sein. Als Gebautes - Konstrukt im eigentlichen Sinne - ist es naturgemäß wenig anpassungsfähig und kaum flexibel.
Die beste Planung wird immer die nicht abgeschlossene sein, die, die auf dem Konzeptpapier und dort mit einfachen Mitteln für neue Situationen adaptierbar bleibt. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die reale - also die realisierte - “ideale Stadt” stets etwas Totales und Totalitäres haben muss, denn sie muss per Ordnung, Verordnung und durch Hüter dieser Ordnung den rechten Gebrauch der geschaffenen Struktur gewährleisten. Das Ideal pflegt keine Ausreißer zu dulden und ist gnadenlos gegenüber Renegaten!
Als Musil'scher Möglichkeitsraum fungiert das Planspiel wie ein Traumfänger: Es agglutiniert Möglichkeiten und Varianten und mag sich in ein unermessliches Reich des Fakultativen erweitern. Hier wohnen die Wonnen der Alleinherrschaft des Planers, des Künstlers, des Träumers und des Phantasten. Das ewige Projekt wird zur Heimat und zum Zwischenstromland der Potenzialität: Alles bleibt möglich, alles bleibt in flimmernder Unentscheidbarkeit und mit jedem neuen Tag zieht die Chance zu reiner weiteren Perfektionierung herauf: Der unendliche Text als Quellgebiet des Lebens ist eine Utopie sui generis.
Dem steht aber das Leben gegenüber und die Tatsache, dass erst beruhigt werden kann, was entschieden ist, was konkretisiert worden ist und - wenn man so will - geboren worden ist. Wer schöpft und wer schafft, ist dann auch froh, wenn das Geisteskind "an die Welt entlassen" werden kann und dort sein Eigenleben beginnt.
Wir lernen, mit seinen (und unseren) Fehlern zu leben. Nur so können wir weiterziehen und uns anderen Dingen, neuen Erfahrungen zuwenden. - Dahingegen binden uns das ewige Projekt und bindet uns der unendliche Text an einen im Übermaß beackerten Boden und an die Fruchtlosigkeit zurück.
02.03.2020
Dem steht aber das Leben gegenüber und die Tatsache, dass erst beruhigt werden kann, was entschieden ist, was konkretisiert worden ist und - wenn man so will - geboren worden ist. Wer schöpft und wer schafft, ist dann auch froh, wenn das Geisteskind "an die Welt entlassen" werden kann und dort sein Eigenleben beginnt.
Wir lernen, mit seinen (und unseren) Fehlern zu leben. Nur so können wir weiterziehen und uns anderen Dingen, neuen Erfahrungen zuwenden. - Dahingegen binden uns das ewige Projekt und bindet uns der unendliche Text an einen im Übermaß beackerten Boden und an die Fruchtlosigkeit zurück.
02.03.2020
Sonntag, 23. Februar 2020
Notizen zum Utopischen 4 | Gegenlektüren
Das gebaute Jetzt realisiert eine in der Vergangenheit entworfene Projektion. Auf paradoxe Weise begräbt die Gegenwart die Projektion, denn in der Realisierung wird naturgemäß der utopische Kern des Entwurfs stillgestellt. Projekte und Utopien haben die Charakteristik, dass sie mit dem Augenblick ihrer Realisierung dem Prozess des Alterns und des Veraltens ausgesetzt sind. Oder, wie Freud ein klassisches Dilemma der Archäologie charakterisierte: Pompeji verfällt erst, seit es ausgegraben worden ist. Was im Schutz der Erde jahrhundertelang erhalten blieb, ist seit seiner Freilegung der Witterung, der mechnischen Korrosion (und dem Diebstahl) ausgesetzt.
Ein Ähnliches gilt für kühne Stadtentwürfe und urbane Projekte: Wasser, Wind, Wetter, Vögel, Feinstaub, Pflanzen, Flechten setzen dem neuen Artefakt bereits mit Baubeginn zu und wohl dem Bauherrn, der Solches in seine Planungen mit einbezieht!
Zu rechnen ist allerdings am deutlichsten mit dem Faktor Mensch und dessen Gabe, sich jeder gegebenen Struktur für eigene Zwecke und nach eigenen Regeln zu bemächtigen. Es handelt sich dabei um jenes anarchische Potential, mit welchem sich alle möglichen Benutzergruppen alle möglichen Räume gegen den Willen von Planern, Architekten und Magistraten aneignen, indem sie sich die gebaute Welt unter Zuhilfenahme von Skateboards, Hunden, Graffiti, Einkaufswagen, Street-Workouts, Müll mit ihrer mit ihrer Condition Humana imprägnieren.
Zu rechnen ist allerdings am deutlichsten mit dem Faktor Mensch und dessen Gabe, sich jeder gegebenen Struktur für eigene Zwecke und nach eigenen Regeln zu bemächtigen. Es handelt sich dabei um jenes anarchische Potential, mit welchem sich alle möglichen Benutzergruppen alle möglichen Räume gegen den Willen von Planern, Architekten und Magistraten aneignen, indem sie sich die gebaute Welt unter Zuhilfenahme von Skateboards, Hunden, Graffiti, Einkaufswagen, Street-Workouts, Müll mit ihrer mit ihrer Condition Humana imprägnieren.
Mir gefällt diese Ordnungswidrigkeit als Form der Gegenlektüre (John Fiske) und als temporäre Appropriation: Sie erweist offensichtlich den ständigen Kampf um Deutungen und Territorien im urbanen Raum und: Die Vielfalt der in diesem Territorialkampf involvierten Interessen und Gruppen, deren gemeinsamer Nenner darin besteht, nicht als Eigentümer über das Gelände verfügen zu können. (Sennett: Die offene Stadt).
Aber mir gefällt auch die Anarchie des Heimeligen und des Geschmacklosen, welche noch den grandiosesten Architektenentwurf nach Einzug der ersten Bewohner zu überwuchern beginnt. Saubere Architekturfotos, propere und durch ideale Menschenfiguren möblierte Renderings lassen mich an die Dystopie der Cabrini Greens-Sozialbauten in Chicago denken. Der dortige hohe Gewaltquotient gab zu Studien Anlass, die erweisen, dass mit jedem zusätzlichen Baum und mit jeder neuen Grünfläche die Anzahl der Gewaltverbrechen sinkt.
Zaha Hadids ikonische Wohnbauten am Donaukanal bleiben leer, da von dort aus Supermärkte fussläufig nicht zu erreichen sind. Dahingegen haben die charakteristisch schrägen Pylone sich als architektonisch kontagiös erwiesen: Sie wurden von der Schiffsstation am Schwedenplatz zitiert und von einem Wohnhaus an der Oberen Donaustraße.
Aber mir gefällt auch die Anarchie des Heimeligen und des Geschmacklosen, welche noch den grandiosesten Architektenentwurf nach Einzug der ersten Bewohner zu überwuchern beginnt. Saubere Architekturfotos, propere und durch ideale Menschenfiguren möblierte Renderings lassen mich an die Dystopie der Cabrini Greens-Sozialbauten in Chicago denken. Der dortige hohe Gewaltquotient gab zu Studien Anlass, die erweisen, dass mit jedem zusätzlichen Baum und mit jeder neuen Grünfläche die Anzahl der Gewaltverbrechen sinkt.
Zaha Hadids ikonische Wohnbauten am Donaukanal bleiben leer, da von dort aus Supermärkte fussläufig nicht zu erreichen sind. Dahingegen haben die charakteristisch schrägen Pylone sich als architektonisch kontagiös erwiesen: Sie wurden von der Schiffsstation am Schwedenplatz zitiert und von einem Wohnhaus an der Oberen Donaustraße.
23.02.2020
Freitag, 21. Februar 2020
Notizen zum Utopischen 3 | Wo ist der Entwurf?
Man könnte dies in wenigen Sätzen skizzieren. Man könnte aber auch eine Geschichte bisheriger (städtebaulicher) Utopien schreiben. Letzteres ist oft geschehen und wäre für unseren Kontext womöglich ein paar Nummern zu groß bzw. würde von dem, woran wir denken und arbeiten, fortführen.
Indem ich dies hier formuliere, wird mir deutlicher, dass ich noch einen dritten Pol benötige, um das, was ich insgeheim intendiere, zu konturieren. Nämlich das "Ideal". Erst mit dem Ideal haben wir die Möglichkeit, Utopien und Visionen als zentral gelenkt und - wie wir aus der Geschichte wissen - als tendenziell totalitär zu erkennen. Mit dem Ideal können wir deutlicher humanistische, künstlerische und gesellschaftspolitische Glückenserwartungen thematisieren.
Und wir können erkennen, wie wenig unsere aktuelle Gesellschaft (noch) an Idealen hängt, bzw., wie sehr diese Ideale im Konsum, in kapitalistischer Selbstoptimierung bzw. in Illusionen und Ideologien verhaftet sind. Wohingegen die Krise der alten Parteien wie der Sozialdemokratie ja auch von einem Verlust der Ideale / des Idealen kündet. Am Wort scheinen die Neinsager zu sein. Fridays for Future wiederholt heute spontan Vieles von dem, was die Grünen Mitte der 80er Jahre sagten. Fridays for Future sagt Nein. Und hat damit Erfolg.
Wo ist der Entwurf?
21.02.2020
Donnerstag, 20. Februar 2020
Notizen zum Utopischen 2 | Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral
Oder doch? - In Heinrich Bölls “Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral“ trifft ein Tourist auf einen friedlich in der Sonne dösenden Fischer. Mit missionarischer Inbrunst entwickelt der Tourist einen veritablen Business-Plan für den Fischer: Wenn er - statt in der Sonne zu dösen - mehrmals pro Tag ausfahre und folglich größere Erträge erwirtschafte, könne er mehrere Boote anschaffen, andere Fischer einstellen und wäre dann in der Lage, seine Tage in Muße zu genießen. - Dies sei ja bereits der Fall, entgegnet der Fischer und setzte sein Schläfchen in der Nachmittagssonne fort.
Heinrich Bölls Provokation der “Schaffe-Schaffe, Häusle baue”-Mentalität der Wirtschaftswunderzeit (der Text entstand zum “Tag der Arbeit” 1963) taucht heute ebenso in Motivations-Seminaren (Wie kann ich meine Mitarbeiter motivieren?) auf wie in Karriere-Bibeln (Halten Sie es nicht wie der Fischer: Geben Sie sich nicht zufrieden!) oder in Achtsamkeits-Ratgebern (Leben Sie im Hier und Jetzt!) und zeigt damit, dass es nur der geeigneten Rhetorik bedarf, um jedes Argument wirkungsvoll in sein Gegenteil zu verkehren bzw., wie gemütlich es sich im Raum des logischen Zirkelschlusses verharren lässt.
20.02.2020
Mittwoch, 19. Februar 2020
Notizen zum Utopischen 1 | Die "Vision"
Habe derweil in den Begrifflichkeiten von "Vision" und "Utopie" herum geschnobert.
Realiter ist "Vision" mittlerweile eine definierte Vokabel im Kontext der Wirtschaftsstrategie und nachfolgend auch im Marketing. Sie soll - wie auch die Utopie - identitäts- und handlungsbestimmend auf die MitarbeiterInnen auf allen Ebenen wirken. Wie die Utopie wird sie den Menschen von der Zentrale aus diktiert, was bedeutet, dass weder Utopie noch Vision auf demokratischen Prozessen beruhen. Erst per Erreichung des Zieles wird Benefit auch für die unteren Ebenen generiert (so jedenfalls das Versprechen).
Bis dahin herrschen die berühmten "Mühen der Ebene".
19.02.2020
Sonntag, 16. Februar 2020
Werkstatt
Aber ich kehre noch einmal zu jenem handwerklichen Bild zurück, das für mich persönlich sehr wichtig ist. Der Schreibraum ist für meine Begriffe wie eine Werkstatt, in der man vielleicht manchmal - und aus Gründen, die für einen Laien nicht nachvollziehbar sind - an einem Werkstück Blut und Wasser schwitzt, in der man aber sein Zuhause weiß. Dazu gehört auch, dass man Vieles von dem, was textmäßig in der Welt kursiert, als "unhandwerklich" oder als "wider die Handwerksmoral verstoßend" empfindet und eine deutliche Grenze zieht gegenüber jenen, die offensichtlich denken, dass jeder, der zu sprechen imstande sei, damit notwendig auch zu schreiben vermöge.
Blassers Nachf., 1020 Wien, 2015 |
16.02.2020
Montag, 10. Februar 2020
- - OUT NOW: litblogs.net: Lesezeichen 04/2019 - -
Lesezeichen, Ausgabe 04/2019 vom 11. Februar 2020
In dieser Ausgabe: appropriation art, assemblage, brief, die fackel (zeitschrift), kochen, korpus (linguistik), kraus (motiv) - - - und er klimperte weiter, / Tropfen für Tropfen, / heiter das Regenlied - - - Ich überlege mir, ob mein Leben hinreicht, das alles zu notieren. - - - Der Verkäufer erzählte, dass er in gebrauchten Kameras immer wieder Filme finde, die wohl vergessen worden waren und die er dann aufrolle und sichere. - - - "Die müllen uns noch zu mit Flüchtlingen!“ belausche ich auf dem Bürgersteig ein Gespräch unter Deutschen. - - - Genesisgewebe, Aggregatszustände, Schutzschichten und heimlich Verbarrikadiertes - - - Er fragte sich ja immer schon wie die Geschichten in die Bücher kommen. Nun scheinen sie auch noch aus den Büchern wieder herauszukommen. Oder ist er selber hineingeraten? - - - Die Frage, ob Trauerarbeit das richtige Wort ist, wenn man auf das Ende eines 1700-seitigen Romans hinliest, ist nun sicherlich völlig unwissenschaftlich, stellt sich mir allerdings. - - - Es ist ein kleines Wunder, das mich sehr berührt. Ich will es unter der Wortboje Giuseppi Logan in ein Verzeichnis schreiben, das ich auswendig lernen werde, um alle die Geschichten wiederfinden zu können, die ich nicht vergessen will. - - - Twitt twitt, costumers of all years / say hello to the seasons! - - - Der Himmel ist samten / und violett. Die Wände / rot, verspiegeltes Boudoir. / Chippendale-Stühle, / ein Hamlet-Schädel zu Tisch- - - u.v.a.m. - - -
INHALT:
von Hartmut Abendschein
in: taberna kritika
2. Konzertina
von Mirko Bonne
in: der goldene fisch
3. 2/20 – Air
von Marianne Büttiker
n: tempo fugato
4. Fotoarchäologie
von Thomas Huber bei Barbara Denscher
in: Flaneurin
5. Von Flüchtlingen und anderen Menschen
von Andreas Glumm
in: Studio Glumm
6. Planeta
von Phyllis Kiehl
in: Tainted Talents
von Rittiner & Gomez
in: isla volante
8. Kurze Bemerkung zu Hans Henny Jahnns großem Roman „Fluß ohne Ufer“
von Norbert W. Schlinkert
in: Nachrichten aus den Prenzlauer Bergen!
9. ein zerbeultes saxophon
von Andreas Louis Seyerlein
in: particles
10. zwanzig twenty vingt dwaceći
von Hans Thill
in: der goldene fisch
11. Amantea | Paradies Artificiel
von Chris Zintzen
in: panAm productions
➾ Zur Übersicht aller Lesezeichen-Ausgaben
Sonntag, 2. Februar 2020
oh, sonder | usp
commonplaces of the marketplace
etwas ganz besonders besonderes
so sonder zahl, so besonnen sondergleichen,
somit so samt und sonders solitär,
besonders sonntags ohnegleichen.
The unique selling proposition (USP) or unique selling point is a marketing concept first proposed as a theory to explain a pattern in successful advertising campaigns of the early 1940s. The USP theory states that such campaigns made unique propositions to customers that convinced them to switch brands. The term was developed by television advertising pioneer Rosser Reeves of Ted Bates & Company. Theodore Levitt, a professor at Harvard Business School, suggested that, "Differentiation is one of the most important strategic and tactical activities in which companies must constantly engage." (Link)
02.02.2020
Vorfrühling
Kaum wird es heller
verlassen die Vögel
den Dunstkreis der Stadt.
Ich suche vergeblich
meine Kolonie der Wildgänse,
Kormorane, Enten und Möwen.
Noch weiss ich nicht,
wo sie zu finden sein werden.
Warten allein ist nicht genug.
Wien, den 01.02.2020
Mittwoch, 15. Januar 2020
Cervus nippon nippon / Gespräch über Bäume
Der Ideologiekritik verdanken wir den Generalverdacht
gegen Schönes und vermeintlich Einfaches,
an welchem die Anschauung zuschanden geht.
Es gilt, Brechts Gespräch über Bäume
weiterzuführen und Franz Marcs Blaues Pferd zu finden.
Überlassen wir das Feld nicht unseren Gegnern.
Ziehen wir los.
Sikahirsche, Reh und Kalb, Ernstbrunn, 15.12.2019
Freitag, 3. Januar 2020
Vertrunkener Gottesacker
Futterkartoffeln,
Hafer und Leckstein
in einer Raufe.
Wild in der Zone
zwischen Bahndamm und Hafen
und losem Flussarm.
Hier fliesst, was dort steht.
An jenem Kindergrab dort
am Ufer ist's still.
Es gibt in Albern den Friedhof der Namenlosen. Er ist umzäunt, seine Gräber sind uniform, die kleine Gedenkstätte versinkt im Getriebe und im Lärm des mittlerweile wiedererwachten Hafen-, Lager- und Logistikbetriebs rund um die historischen Speicherbauten.
Aber es gibt wilde Gräber und Gedenkplätze in der Nähe. Dort, wo sich nur die Angler hintasten, ist das Grab eines Kindes. Es wird liebevoll unterhalten und gepflegt. Auch das Grab meiner Mutter war auf einem solchen Friedhof der Namenlosem, dem Vertrunkenen Gottesacker am Rhein. Ich schnüre den Grenzzäunen entlang und entdecke so meinen Ort.
Wien, den 03.01.2020
Sonntag, 29. Dezember 2019
Samstag, 21. Dezember 2019
Bartleby-Effekt / Der Graue II
Bar der verbalen Sprache
sind Kreaturen unendlich beredt.
Nur im Schreiben, nie im Sprechen
finde ich solche Räume.
Sprechköpfe in unendlichem Monolog
knattern durch meines Albträume:
Je mehr ich zurückweiche, je stiller ich werde,
desto lauter und dringlicher bearbeiten sie mich.
Nur im Schreiben, nie im Sprechen
finde ich solche Räume.
Sprechköpfe in unendlichem Monolog
knattern durch meines Albträume:
Je mehr ich zurückweiche, je stiller ich werde,
desto lauter und dringlicher bearbeiten sie mich.
Das verbale Kesseltreiben schließt meine Luken.
Das Boot ins Meer des Möglichen
hat längst abgelegt.
Das Boot ins Meer des Möglichen
hat längst abgelegt.
Debrah L. Johnson von der University of Iowa zeigte mit Hilfe der Positronen-Emissions-Tomographie, dass introvertierte ... Menschen eine bessere Durchblutung und höhere Aktivitäten der Frontallappen und des vorderen Thalamus aufweisen, also Hirnregionen, die für Erinnerung, Problemlösung und Planung relevant sind, während Extravertierte erhöhte Aktivitäten in den Temporallappen, im hinteren Gyrus cinguli sowie im hinteren Thalamus zeigen, was für eine stärkere Inanspruchnahme durch sensorische Prozesse spricht. Introvertierte beziehen also mehr Informationen in die Problemlösung ein, Extravertierte denken und reagieren schneller. (Quelle)
Wolf Science Center Ernstbrunn, 15.12.2019
Text, 21.12.2019
Text, 21.12.2019
Donnerstag, 19. Dezember 2019
Mittwoch, 18. Dezember 2019
Wolf Bernsteinauge / amber-eyed wolf
Es kostet Überwindung
Tiere im Gehege zu fotografieren.
Aber sie finden auch,
dass manche von uns interessant aussehen.
Wolf Science Center Ernstbrunn, 15.12.2019
Dienstag, 17. Dezember 2019
Wasser
Was würde bleiben
würdest du den Fetisch
des Selbst dem Lauf
des Flusses anheim geben.
Ach schöne Worte nur
und nobler Tand
im Tagesrest der
Feierabendpredigt.
Verliere dich, dann
hast du dich -
woran du hangest,
verlierst du ohnehin.
Wärst Wasser du,
du lebtest nicht und
müsstest dich zum Leben
nicht täglich neu entschliessen.
Wien, den 16.12.2019
Samstag, 14. Dezember 2019
Dienstag, 3. Dezember 2019
Nachtkritik
Was auf der Bühne des Tages
wie ein glückendes Spiel erschien
hält vor dem nächtlichen Kritiker
meistens nicht stand.
Wien, den 3.12.2019
Montag, 2. Dezember 2019
Schlachtfeld
Was die Biber innerhalb einer Woche umgelegt haben,
macht mehrere Dutzend voll.
Wien, den 1. Dezember 2019
Samstag, 30. November 2019
Graugänse | fort - da
Gewöhnt daran, dich fort zu wünschen,
magst du damit beginnen, einfach da zu sein.
Freud, Jenseits des Lustprinzips
Zizek, Jenseits des Fort-Da-Pinzips
Aufnahmen 17.11.2918
Donnerstag, 28. November 2019
Graugänse | Muster
Wir sehen Muster im System der Welt,
sie spiegeln unser Denken.
Verstörung schöpft Verstörung,
Ordnung findet Ordnung.
Aufnahmen: 17.11.2019
Mittwoch, 27. November 2019
Graugänse | Donau | Wien
Es war das besondere Flugbild,
das mich auf den Schwarm von
mehreren Dutzend Graugänsen
aufmerksam machte.
Aufnahmen: 17.11.2019
Donnerstag, 21. November 2019
Crow | Key
Des Käfig der Befindlichkeit wird enger
durch Gewalt und Zwang und Widerstand.
Doch liegt der Schlüssel längst in deiner Hand,
du musst ihn nur gebrauchen.
Aufnahmen: 17.11.2019, Donau
durch Gewalt und Zwang und Widerstand.
Doch liegt der Schlüssel längst in deiner Hand,
du musst ihn nur gebrauchen.
Aufnahmen: 17.11.2019, Donau
Dienstag, 19. November 2019
Kormorane
Oft gehen sie zu zweit oder zu viert auf Jagd. Tauchen bis zu eineinhalb Minuten unter Wasser ab, wiederholen den Tauchgang mehrere Male.
Sie driften dabei Hunderte Meter flussabwärts und fliegen dann zum ursprünglichen Ausgangspunkt zurück, um die Tauchgänge fortzusetzen.
Die einzelnen Vögel behalten einander im Blick und agieren in Sichtweite.
Ihre Jagd hat etwas Gelassenes und Zielgerichtetes und erfolgt in ruhiger und offensichtlich selbstgenügsamer Wiederholung des Vorgangs.
Die närrischen Manöver der Möwen, ihr hysterisches Gezänk um die Beute, die kreischenden Hetzmeuten ereignen sich wohl am gleichen Stromkilometer, doch berühren sie die stille Welt der Kormorane nicht.
Aber man kann den plänkelnden Rufen der Kormorane folgen, um in der Dämmerung ihre Schlafbäume zu orten, wo sie sich zu Dutzenden sammeln, um gemeinsam und sicher der Nacht zu harren.
17.11.2019, Kraftwerk Freudenau
Montag, 18. November 2019
Freitag, 15. November 2019
Donnerstag, 14. November 2019
Dienstag, 5. November 2019
Flurlicht
Umsichtig, wie sie ist, betätigt
sie für den eintretenden Gast
den Lichtschalter im Flur. Sie
selbst kennt dieses Licht nicht,
denn sie ist blind.
Wien, am 05.11.2019
Aufnahme: 30.03.2016
Montag, 4. November 2019
Uferstreifen / An den Ort des Verbrechens
Hunde kehren an den Ort des Verbrechens zurück,
heisst es in den "Bieresch" von Klaus Hoffer
und so fotografiere ich den gleichen Uferstreifen
wie vor einem kappen Jahr in der Hainburger Au,
die als Kampfort und Beginn der Ökologiebewegung
für meine Generation entscheidend war.
Nach einem Vierteljahrhundert Neoliberalismus
kehren die Grünen zurück und wir bangen erneut
um den Gedanken der Akzeptanz und streiten
einmal mehr über Handke und über den Unsinn
weltabgewandter Ästhetizismen, deren
Narzissmus längst zu Weltherrschaft gelangt ist.
Wien, den 04.11.2019
Aufnahmen 03,11.2019, Stopfenreuth, Nationalpark Donauauen
Mittwoch, 30. Oktober 2019
Jagd | Möwen
Manche jagen und fischen und
es gibt andere, die ihnen dann
die Beute streitig machen.
Aufnahme 27.10.2019, Albern
Dienstag, 29. Oktober 2019
Kafkas Steinbruch
Wie oft noch wirst du dich von jenen
gesichtslosen Herren zum Steinbruch führen lassen?
Ossip Mandelstam, Alexander Tisma, Imre Kertesz
erzählen von jenem Hund-Sein und von jener Scham.
Darum: Meide die Herren und meide den Steinbruch
und bau dein Haus aus gefundenem Holz.
Für Esther Dischereit.
Wien, am 29.10.2019
Aufnahme 03.10.2019, Nationalpark Donauauen
Montag, 28. Oktober 2019
Kafkas Wald | Kierling
Nur weil der Wald bei Kierling liegt,
muss Kafka nicht in ihm gegangen sein.
Die Buchen als schmale, ernste Einzelgänger
erzählen dennoch von K. und davon,
wie wir in seinen Bildern wandern.
Kierling, 26.10.2019
Freitag, 25. Oktober 2019
Donnerstag, 24. Oktober 2019
Abstraktion oder Das Nicht-Sagen
Die Intensität von Betrachten und Erleben
geht Hand in Hand mit einer Rückkehr in
den Zustand des Nicht-Abbildens und in
die Modalität des Nicht-Sagens.
Sein und Handeln fallen im Tätig-Sein
zusammen, das Widrige zwischen Subjekt
und Objekt löst sich auf. Im Konkreten öffnet
sich erleichternd endlich der Weg zur Abstraktion.
San Mango d'Aquino, 16.10.2019
Mittwoch, 23. Oktober 2019
So ein Dichter
Sagt, er fantasiere
im Augenblick des Winpernschlags.
Sagt, seine Gedanken
seien Rätsel, nur für ihn entzifferbar.
Sagt, dass nur der Fantasie
die Würde des Menschseins anhafte.
Sagt, dass nur der Horizont
des Aufbruchs würdig sei.
Sagt und sagt und sagt und
schreibt und schreibt und schreibt
kein Wort, das dem Klischee entriete.
Nach dem Hören einer Radiosendung mit N.N., 23.10.2019
Dienstag, 22. Oktober 2019
After the Rain
In jedem einzelnen Wassertropfen steht der Olivenbaum kopf.
(Da das Licht ins seiner Dimension nicht fassbar ist,
jage ich nach den Schatten.)
Aufnahmen: Nocera Terinese. 16.10.2019
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